Das «Dynamische Modell der Angehörigenpflege und -betreuung» ermöglicht Hausärzt(inn)en, Gerontolog(inn)en, Sozialarbeitenden und anderen Fachpersonen, Pflegearrangements so zu unterstützen, dass Angehörige bestmöglich entlastet sind. Im Fokus des Modells stehen zwei Transitionen: «die Aneignung der Rolle» und die «Entlastung». Zwischen beiden Transitionen bestehen komplexe dynamische Wechselwirkungen, die es beim Gestalten von Interventionen zu beachten gilt.
Das Modell erleichert es Fachpersonen 1. Wirkungszusammenhänge zwischen personalen Faktoren und sozialer Umwelt im Gesamtkontext mit Blick auf langfristige Wirkungen zu verorten, 2. mögliche unbeabsichtigte längerfristige Wirkungen von Interventionen zu identifizieren und zu vermeiden. Es lässt sich zudem auf der strategischen Ebene verwenden, um erwünschte und unerwünschte Wirkungen von Unterstützungsangeboten für pflegende und betreuende Angehörige zu identifizieren.
Das grafische Modell wurde mit der Methode des Community Based System Dynamics in einem kooperativen Prozess von Forschenden verschiedener Institute der FHS St.Gallen mit Fachpersonen aus Praxis und Verwaltung im Altersbereich entwickelt, und zwar im Rahmen eines von der Gebert-Rüf-Stiftung geförderten Projekts.
Das Modell zeigt fünf zirkuläre Kausalmechanismen, aus deren Zusammenspiel sich unterschiedliche Eigendynamiken von Arrangements mit pflegenden und betreuenden Angehörigen sowie Dritten erklären lassen. Mittels auf Computersimulationen basierender Analysen konnten vier idealtypische Entwicklungsmuster identifiziert werden: distanziert, selbstregulierend, kritisch, resilient.
Der Artikel in der deutschen Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie vom 5.7.2019 (Hauptautor: Alexander Scheidegger, IMS-FHS) ist online verfügbar.
Die vier Verlaufsmuster werden in einem kurzen Erklärfilm präsentiert:
Text: Martin Müller