«Umgang mit Vielfalt» in der Schulsozialarbeit

Am 1. Dezember 2016 fand unser 7. Community-Anlass Schulsozialarbeit in Zusammenarbeit mit dem Weiterbildungszentrum der FHS St.Gallen statt. Um das Jahresthema «Flucht/ Migration» weiterzuführen, wurde aufbauend zur letzten Veranstaltung zum Thema interkulturelle Kompetenzen der Schwerpunkt auf den «Umgang mit Vielfalt» gesetzt. Eine Nachlese.

Prof. Dr. Kerstin Bronner vom Fachbereich Soziale Arbeit der FHS St.Gallen lud uns zur Analyse Sozialer Ungleichheit mittels dem Intersektionalitätskonzept nach Degele & Winker (2010) ein. Als Grundlage der Diskussion in Gruppen diente das fiktive Fallbeispiel „Luca“ – ein 12 jähriger Junge aus einer Gastarbeiterfamilie, der mit Vorliebe „Mädchenkleider“ trägt und dadurch bereits Opfer gezielter Mobbingaktionen in der Schule geworden zu sein scheint.

Durch das Inputreferat wurden die Teilnehmenden darauf sensibilisiert, welche Kategorien zur Analyse von Ausgrenzungsmechanismen zentral werden und wo Wechselwirkungen bestehen (Gender, race, Klasse, Körper).

Das vertiefende Inputreferat erfolgte erst nach der ersten Gruppendiskussion und so war es in der abschliessenden Reflexionsrunde spannend, welche neuen Erkenntnisse sich in Bezug auf die Fallanalyse herauskristallisierten in den einzelnen Gruppen. Im Folgenden werden die zentralen Erkenntnisse zusammenfassend dargestellt:

Allein schon die Falldarstellung machte deutlich, dass Etikettierungen im Alltag oft unmerklich stattfinden („Mädchenkleider“), dass wir uns dieser Klassifizierungen bewusst werden müssen um unser Handeln hinterfragen zu können. Das vorgestellte Analyse-Raster von Kerstin Bronner war hilfreich für eine detailliertere Auslegeordnung der Kategorien und Ebenen der Intersektionalität. Dazu kann es bei Bedarf ergänzt bzw. erweitert werden. Es sensibilisiert Schulsozialarbeitende, eine multiperspektivische Sichtweise zum Fall einzunehmen und abzuwägen, welcher Aspekt der problematisierten Situation mit welchen beteiligten Personen angegangen werden muss. Sollen die Lehrkraft und die Eltern aufgeklärt werden? Soll mittels Klassenintervention Verständnis für Luca gefördert werden, damit seine Integration in den Klassenverbund nicht gefährdet ist? Was bräuchte Luca, damit er sich wohler fühlt in der Klasse? Ist der Einbezug einer Fach-/ Beratungsstelle ausserhalb der Schule angezeigt? Eine Kultur des „Nicht-Wissens“ und des vermehrten Fragen Stellens drängt sich aufgrund der Vielfalt an aktuellen Lebensformen und damit der zunehmenden Komplexität von Fällen auf. Dies setzt eine grundsätzliche Offenheit gegenüber Vielfalt sowie das Schaffen von Räumen für eine gelebte Vielfalt voraus.

Text: Simone Hengartner