Soziale Innovation: Hochschulen sind gefordert

Unter dem Titel „Soziale Innovationen – Erfahrungen, Kontroversen, Perspektiven“ tagten am 2. Februar unterschiedliche Akteure sowohl der Sozialen Arbeit als auch der Behörden und Vereine an der FHNW in Olten. Vier Keynotes strukturierten die Tagung, zusätzlich fanden sechs parallele Panelsessions am Morgen (Wie gelingt soziale Innovation?) und sieben am Nachmittag (Felder sozialer Innovation) statt. Die FHS St.Gallen war an einer Panelsession beteiligt.
Die Tagung startete mit einer Keynote von Prof. Dr. Jürgen Howaldt, Universitätsprofessor an der TU Dortmund und Direktor der Sozialforschungsstelle Dortmund. Er ging auf die Definitionen des Innovationsbegriffs ein, wobei er den Begriff sozialer Innovation vom technischen Verständnis von Innovation abgrenzte. Er unterstrich dabei die Rolle der Gesellschaft als Akteur und hob auch die Herstellung neuer sozialer Praktiken als Bedingung sozialer Innovation hervor. Von Bedeutung erscheint sowohl die Zusammenarbeit der unterschiedlichen wirtschaftlichen Sektoren als auch die Anregung interdisziplinärer Prozesse. Mit Bezug auf das globale Forschungsprojekt SI-Drive zeigte Prof. Dr. Howaldt, dass insgesamt wenig Transfer geschieht und eher konkrete lokale Bedarfslagen adressiert werden, so dass beschränkt von gesellschaftlichem Wandel gesprochen werden kann. Abschliessend betonte er den Bedarf einer umfassenden Innovationspolitik, um lokale und disziplinäre Grenzen zu überwinden.

Mit der zweiten Keynote schloss Dr. Georg Mildenberger, Leiter der Forschungsabteilung des Heidelberger Centrums für soziale Investitionen und Innovation, an Prof. Dr. Howaldts Ausführungen an, indem er die Zivilgesellschaft als Entstehungsort sozialer Innovationen vorstellte. Dr. Mildenberger fokussierte auf die Bedeutung und Wirkung sozialer Innovationen und differenzierte verschiedene Prozessschritte: Von der Invention zur Innovation und zuletzt zur Diffusion. Nach dem Referenten soll erst von sozialer Innovation gesprochen werden, wenn sie auf dem Weg der Durchsetzung ist. Daran schlossen die sechs parallelen Panelsessions an.
Auch die FHS St.Gallen war mit einem gemeinsamen Beitrag der Fachbereiche Wirtschaft (Institut für Unternehmensführung – IFU) und Soziale Arbeit (Institut für Soziale Arbeit – IFSA) im Rahmen einer Panelsession beteiligt. Die Dozentin Regula Flisch und Prof. Dr. Wilfried Lux führten einige Beispielprojekte aus der Schweiz und dem umliegenden Ausland an und identifizierten Messgrössen und Erfolgsfaktoren Sozialer Innovationen, die auf einer vorangegangenen qualitativen empirischen Erhebung basierten. Auch hier zeigte sich die hohe Bedeutung der Zusammenarbeit gerade dieser beiden Bereiche, denn der finanzielle Aspekt und eine erhöhte Risikoorientierung wurden als grösste Hürde für soziale Innovationen angeführt.


Die Tagung wurde am Nachmittag mit zwei weiteren Keynotes von Prof. Dr. Parpan-Blaser (Innovation in der sozialen Arbeit oder die Überzeugung, dass die Dinge besser sein könn(t)en) bzw. von Prof. Dr. rer. soc. Sommerfeld (Zur Innovation und Kooperation – Auf dem Weg der Professionalisierung der Sozialen Arbeit) weitergeführt. Daran anschliessend folgten weitere sieben parallele Panelsessions, welche Beispiele in den unterschiedlichen Feldern sozialer Innovation vorstellten. Die Tagung wurde durch eine Podiumsdiskussion unterschiedlicher InteressensvertreterInnen zum Thema der Integration von Geflüchteten beendet.

Insgesamt ist festzustellen, dass bezüglich sozialer Innovation lokal vieles geschieht, dennoch wird ein Bedarf an übergreifenden Prozessen und eine Institutionalisierung von Gefässen der Zusammenarbeit artikuliert. Daran anschliessend kann ein Bedarf an Forschung zur Definition, Durchsetzung und Messung sozialer Innovationen festgestellt werden. Gerade hier sind auch die Hochschulen aufgefordert innovativ zu sein und zu handeln.

Bilder: © Hochschule für Soziale Arbeit FHNW