Solidarisches Engagement in der Ostschweiz

Von September bis Dezember 2021 spürt eine Ringvorlesung in zehn Veranstaltungen dem Thema «Solidarität heute» nach. Den Auftakt machte eine Podiumsdiskussion mit dem Titel «Solidarisches Engagement in der Ostschweiz». Sie zeigte: Solidarisches Handeln hat sehr viele Facetten.

Wie wird Solidarität in der Ostschweiz gelebt? Und lässt sich solidarisches Handeln in der Ostschweiz etablieren? Diese Fragen standen im Zentrum der Podiumsdiskussion, die am Donnerstag, 23. September 2021, im Raum für Literatur in St.Gallen stattfand. Unter der Leitung von Annegret Wigger, Kantonsrätin Appenzell Ausserrhoden, diskutierten fünf solidarisch engagierte Frauen und Männer. Sie erklärten, was sie persönlich unter Solidarität verstehen, welche ihre Motive für ihr solidarisches Handeln sind und welchen Stolpersteinen sie in ihrer Arbeit begegnen.

Gegen soziale Missstände eintreten

Auf dem Podium nahmen Bianca Amman vom Jugendrotkreuz St.Gallen, Gianluca Cavelti von der IG Sans-Papier St.Gallen, Peter Künzle von benevol St.Gallen, Sükran Magro vom Solidaritätsnetz Ostschweiz und Vera Oberholzer vom Kollektiv Klimastreik St.Gallen Platz. Bianca Ammann und Sükran Magro erklärten, ihr familiärer Migrationshintergrund habe sie dazu bewogen, sich für die Belange von Eingewanderten einzusetzen. Für Vera Oberholzer gab Greta Thunberg den Ausschlag, sich im Klimaschutz zu engagieren. Sie sei aber schon sehr früh im Elternhaus für das Thema sensibilisiert worden, erzählte sie.

«Solidarität bedeutet für mich, einen Missstand zu erkennen und ihn zum Besseren zu verändern», betonte Gianluca Cavelti zu seinem Antrieb für solidarisches Handeln. Seine Arbeit in der Freiwilligenorganisation benevol habe ihm gezeigt, dass die Motivation für ein soziales Engagement oft aus persönlicher Betroffenheit komme, sagte Peter Künzle.

Solidarität braucht Geduld und Ausdauer

Alle fünf Podiumsteilnehmenden waren sich einig, dass es nicht immer einfach ist, die Motivation und Begeisterung für ein solidarisches Engagement aufrechtzuerhalten. Gerade in Zeiten, in denen kein Fortschritt zu erkennen sei und es Rückschläge gebe, sei es auch schwierig Gleichgesinnte für die Sache zu gewinnen. Das Kollektiv Klimastreik St.Gallen beschäftige sich momentan sehr stark mit der Frage, wie neuer Wind in die Bewegung kommen könne, betonte Vera Oberholzer. Die Pandemie habe die Arbeit stark gebremst.

Gianluca Caveltis und Sükran Magros Ratschlag gegen Motivationsmüdigkeit war, sich an kleine Schritte zu halten und ins Bewusstsein zu führen, dass sie ebenfalls etwas bewirkten. Solidarität brauche Geduld und Ausdauer, ergänzte Bianca Ammann. Die eigene Begeisterung für eine Sache sichtbar zu machen, sei ein Rezept, um neue Gleichgesinnte zu finden, wurde weiter betont.

Nicht allein die Podiumsteilnehmenden, sondern auch das Publikum brachte viele Anregungen, Gedanken und Meinungen zum Thema «Solidarität» in die Diskussion ein. Solidarisches Handeln habe damit zu tun, die Menschen auf gleicher Augenhöhe zu betrachten, lautete ein Votum. Solidarität bedeute, sich für mehr Gleichheit aller einzusetzen, war die Aussage einer anderen Wortmeldung. Die Vielfalt der Äusserungen zeige eindrücklich, dass solidarisches Handeln unendlich viele Facetten habe, lautete das Fazit der Podiumsdiskussion.

Was macht Solidarität heute aus?

Die Ringvorlesung «Solidarität heute – Modeerscheinung oder nachhaltiger Gesellschaftswandel?» mit zehn Veranstaltungen wird vom Departement Soziale Arbeit an der OST – Ostschweizer Fachhochschule organisiert. Sie gehe der Frage nach, was Solidarität heute ausmache, erklärte Studiengangsleiter Steve Stiehler. Ziel sei es, das Thema aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und eigene Einstellungen zu reflektieren.