Ein Pilotprojekt mit Flüchtlingen in Lichtensteig macht im Kanton St.Gallen auf sich aufmerksam. Im Interview mit dem St.Galler Tagblatt bezeichnet Regula Flisch, Dozentin und Projektleiterin am IFSA, das Projekt als ein «Modell, das in der ganzen Ostschweiz sehr wünschenswert wäre.»
«Die Flüchtlingsproblematik betrifft uns alle und geeigneter Wohnraum ist rar», sagt Jan Colruyt, Initiant und Projektleiter. Deshalb suchte er ein passendes Objekt, um es Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen. Fündig wurde er in Lichtensteig. Doch überlässt er den Flüchtlingen die Liegenschaft nicht einfach so. Er stellte zwei Männer aus Eritrea für die Sanierung der Liegenschaft an der Neugasse 10 als Hilfsarbeiter ein. Zwei der vier Wohnungen werden künftig günstig an Flüchtlinge vermietet. In den anderen zwei Wohnungen werden Schweizer wohnen, die willens sind, die Flüchtlinge auf ihrem Integrationsweg zu begleiten.
Unterstützt wird Jan Colruyt dabei von der Politischen Gemeinde Lichtensteig. «Es entsteht eine Win-Win-Win-Situation. Die Flüchtlinge lernen die Sprache sowie Handwerk und arbeiten für den eigenen Lebensunterhalt. Die Gemeinde bekommt an prominenter Lage ein vorbildlich renoviertes Haus und die Sozialhilfe wird entlastet», erläutert Jan Colruyt.
«Bei diesem Projekt handelt es sich um eine sogenannte mehrdimensionale Integration, das wichtige Komponenten wie Arbeit, Wohnen und soziale Kontakte in einem beinhaltet», sagt Regula Flisch. Dies bedeute zwar für alle Beteiligten einen intensiven Einsatz, es sei aber die beste Art und Weise, Menschen in eine Gesellschaft zu integrieren und eine Idee, die unbedingt weiterverfolgt werden müsse. «Denn über eines müssen wir uns im Klaren sein: Diese Menschen bleiben in der Schweiz», betont Regula Flisch. Damit aber dieses Konzept flächendeckend eingesetzt werden könne, brauche es viel Überzeugungsarbeit auf Seiten aller Beteiligter.
Text: Urs M. Hemm; Auszug aus einem Bericht im St.Galler Tagblatt vom 19. Dezember 2016