Nachhaltigkeit mit Vorbehalt

– Denkanstoss –

Nachhaltigkeit – Ein inflationär benutzter Begriff: vielversprechend, vielsagend, Hoffnungen weckend, Erwartungen schürend, für eine bessere Zukunft plädierend, an die Vernunft der Gesellschaftsmitglieder appellierend, Druck ausübend, Erfolg verheissend.

„Von seiner Entstehung her ist der Nachhaltigkeitsbegriff ein ökologischer Begriff. In ihm ist die Aufforderung enthalten, die Lebensbedingungen der Menschen so zu verbessern, dass die langfristige Sicherung der Lebensgrundlagen über die Generationen hinweg gewährleistet wird. Aber es handelt sich nur vordergründig um ein ökologisches Konzept, da das Verhältnis von Mensch und Natur ein sowohl anthropologisch existentielles wie sozial folgenreiches ist.“ (Böhnisch, 2012).

Erst der kritische Blick auf das Verhältnis von ökologischen, ökonomischen und sozialen Werten sowie Zielen ermöglicht es, an der glänzenden Fassade des Nachhaltigkeits-begriffes zu kratzen. Die Definitionsvielfalt und die unzähligen Berichte in Sachen Nachhaltigkeit sprechen dafür, die Überkomplexität zu reduzieren. Mit diesem Schritt kommt man nicht umhin zu reflektieren, wie wir als Individuum Tag für Tag nachhaltiges Handeln (er)leben und umsetzen.

Der Brundtland-Bericht über nachhaltige Entwicklung der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung, aus dem Jahre 1987, mit dem Titel „Our Common Future“, http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/nachhaltigkeit_1398.htm orientiert sich an drei normativen Prinzipien:

  1. Soziale und ökonomische Nachhaltigkeit (z.B. Armutsbekämpfung, neue Produktions- und Konsumweisen, Gesundheitsförderung)
  2. Ökologische Nachhaltigkeit (z.B. Klima, Boden, Wasser, Ökosysteme)
  3. Partizipation wichtiger AkteurInnengruppen (v.a. Frauen, Kinder/Jugendliche, Indigene/Einheimische, Kommunen, bürgerschaftliche Initiativen, Professionelle/WirtschaftsakteurInnen, Wissenschaft/Technik, Bauern).

Böhnischs Aussage, dass Nachhaltigkeit v.a. anthropologisch existentielle sowie sozial folgenreiche Zusammenhänge impliziert, macht deutlich, dass sozialarbeiterische Fachlichkeit und sozial nachhaltiges Verhalten Teile eines weltumspannenden Auftrages sind – beginnend beim Individuum.