IFSA-Experte Stefan Ribler zum IBB-System in Sozial Aktuell

Ist das System des Individuellen Betreuungsbedarfs (IBB) als Grundlage der Finanzierung von Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen zu stark defizitorientiert? Das, so IFSA-Experte Stefan Ribler im neusten Sozial Aktuell (5/2013), sei eine Frage der Perspektive. Man könne die Sache nämlich auch entwicklungsorientiert ansehen.
Der IBB bildet die Arbeitsleistungen von Sozialpädagoginnen, Agogen und Betreuerinnen mittels eines Indikatorensystems ab. Der subjektorientierte Teil der Beiträge, die eine Einrichtung erhält, wird auf der Basis der entsprechenden Einstufungen berechnet. Im Kanton Thurgau wurde das System vom IFSA im Auftrag des Fürsorgeamts in acht Evaluationen überprüft und bleibt nun für sechs Jahre unverändert. Die SODK Ost hat das System für alle Mitgliedskantone beschlossen, der Stand der Umsetzung ist noch unterschiedlich.
Stefan Ribler – selbst neben der Tätigkeit an der FHS St.Gallen Co-Leiter der Institution Betula in Romanshorn – plädiert dafür, dass die Einrichtungen und deren Mitarbeitende die Selbstbestimmtheit der Menschen, die hier leben, ins Zentrum stellen und entsprechend Strukturen, Konzepte, Prozesse, Methoden und Ressourcen darauf ausrichten. Für die richtige Anwendung des IBB sind fachliche Entscheide nötig, also professionelle Expertise. Wenn die Einstufungen auf diese zurückgeführt werden können, d.h. begründet und korrekt dokumentiert sind, ist viel Entwicklung möglich, so Stefan Ribler. Es geht also vor allem darum, die Einrichtungen so zu gestalten, dass Professionalität sich entwickeln und durchsetzen kann. So gesehen kann IBB zu fruchtbaren Auseinandersetzungen herausfordern.