Foto: Niklaus Reichle
Wie geschieht Aneignung im Stadtraum? Wie entwickelt sich eine Stadt jenseits von organisierter Planung und Bauwirtschaft? Mit diesen und vielen weiteren Fragen beschäftigten sich Studierende verschiedener Fachrichtungen im Frühlingssemester 2024 in einem interdisziplinären Modul. Niklaus Reichle und Denis Wizke regten sie dazu an, St. Gallen einmal anders zu erkunden. Sie sollten funktionsoffene, unscheinbare Freiräume aufspüren, die nicht nach festen Zuschreibungen geplant und organisiert werden.
Nach Kurzvorträgen zu den Themen Stadtplanung, Freiraumplanung und Spaziergangswissenschaft lautete die Devise «raus aus dem Turm und rein in die Stadt». Auf gemeinsame Quartiersspaziergänge folgten selbstorganisierte Erkundungstouren. Im Laufe des Semesters sammelten die Studierendengruppen vielfältige Beispiele für funktionsoffene Räume. Mithilfe von Interviews, ethnographischen Beobachtungen, Zeichnungen und Kartierungen setzten sie sich vertieft mit einem Ort auseinander und machten dessen Eigenheiten und Charakteristika sichtbar. Dabei tauchten auch neue Fragen auf: Was braucht es, um aus einer Fassade in der St. Galler Innenstadt eine Sitzgelegenheit zu machen? Was unterscheidet den Springbrunnen im Leonhardspärkli von einem Planschbecken? Und was tun mit einem Stadion, in dem der FC St.Gallen früher einmal tausende Fans gastierte?
Am 6. Juni 2024 stellten die Studierenden zum Abschluss des Moduls ihre Ergebnisse vor. Bei sommerlichen Temperaturen führten die Gruppen zu «ihren» funktionsoffenen Räumen in die Stadt. Vor Ort liessen sich die Qualitäten dieser Räume erahnen. Zum Teil waren sie – beispielsweise in Form einer gelegenen Abkühlung – sogar zu spüren.