Die Schulsozialarbeit im interdisziplinären Netzwerk

Am 8.6.2015 fand der 4. Community-Austausch Schulsozialarbeit an der FHS St.Gallen zu folgendem Thema statt:
Welche Prinzipien bestimmen die Kooperation im interdisziplinären „Netzwerk“ der Schule?

Die Rahmung bildeten zwei Impuls-Referate von Reto Eugster mit dem Fokus „Interaktion“ als Kommunikations- und Definitions-Medium in der Schule – und Irene Sidler mit einem engagierten Votum für eine breitere politische Einmischung und Wirkung der Sozialen Arbeit in der Schule. Danach fand eine Diskussion in Gruppen zu vier Fragestellungen statt:

In welchen fachpolitischen Entwicklungen auf regionaler und kantonaler Ebene ist ein Mitwirken der SSA wichtig und wie kann dies gelingen?
In der Diskussion wurde von den Teilnehmenden betont, dass gerade dieses Anliegen eine sehr „zähe“ Angelegenheit sei, weil die Aufgabe der SSA in der Schule neu und mit wenig Definitionsmacht ausgestattet ist. SSA stützt ihren Berufsauftrag neben der Arbeit mit Kindern, Eltern und Lehrpersonen auf den Berufskodex – was bedeutet, dass viel interprofessionelle Vernetzungsarbeit zu leisten ist – mit sehr bzw. zu wenig Stellenprozenten. Dazu kommt, dass SSA noch so wenig etabliert ist, dass sie bei der Definition von Prozessen und Organisation schlichtweg vergessen geht und daher oft zu spät miteinbezogen wird. Für die SSA bedeutet dies, dass dringend eine Form des interprofessionellen vernetzten Austausches z.B. in Form einer Fachgruppe gefunden werden muss.

Wie wirken unterschiedliche Organisationsformen/Anbindungen der SSA auf die Kooperation aus? Wo sind Chancen/Hürden je nach Modell? Wie wirken horizontale (hierarchische) und vertikale (kollegial-kooperative) Konstellationen?
In der Diskussion fragten sich die Teilnehmenden, welche Modelle von Anbindung und Führungsstrukturen der SSA praktiziert werden und welche sich grundsätzlich eignen könnten. Es zeigt sich, dass es in der Praxis sehr unterschiedliche Modelle gibt, beispielsweise: Unterstellung unter Schulleitung / Behörden / Stabstelle oder als Auftrag an externe Stellen
(z.B. soziale Dienste / Jugendsekretariat). Sinn macht der Diskussion zu Folge in jedem Fall die Unterstellung unter Fachpersonen der Sozialen Arbeit – die Realität jedoch ist je nach Umfeld anders. Zentrale Frage dabei ist, wer den Bedarf und den Auftrag der SSA definiert?
In der Praxis erleben die SSA meist, dass die Bedürfnisse der Schule stark die Position der SSA prägen, dass somit die Schule den Bedarf definiert. Dies steht in einem Spannungsverhältnis zum Mandat und Selbstverständnis der Sozialen Arbeit.

Ist „Augenhöhe“ unter Experten grundsätzlich möglich? Wie wäre sie zu erreichen / zu gestalten?
Im Prinzip geht es bei dieser Frage immer zunächst um die Frage der Haltung unter den Kooperationspartnern: wenn die Partner sich ergänzend und wohlwollend erleben, kann Augenhöhe subjektiv als gelingend erlebt werden. Wenn die fachlichen und berufsspezifischen Kompetenzen gegenseitig wahrgenommen, respektiert und geschätzt werden, kann es auch über die subjektive Wahrnehmung hinaus zu gegenseitiger Achtung und Wertschätzung der unterschiedlichen Beiträge im Hinblick auf den gemeinsamen Beitrag zu Bildung kommen. „Augenhöhe“ kann durchaus aber abweichend von einem solchen Verständnis falsch interpretiert wenn es reduziert wird auf „nett sein zueinander“.

Nähe-Distanz der SSA zum Team der Schule und der Allparteilichkeit der SSA: Wie gelingt eine gute Zusammenarbeit mit der nötigen Distanz?
Als zentrale Frage in der Diskussion wurde besprochen: Was beinhaltet das Prinzip der Allparteilichkeit für die konkrete Erfüllung der Aufgabe der SSA und bildet er wirklich ein zentrales Prinzip der professionellen Haltung ab? Vielleicht wichtiger noch ist die Fähigkeit der Professionellen, Übersetzungsarbeit leisten zu können. Die Rolle „als Gast in einem fremden Haus“ muss definiert sein, sowie die Position, welche auf dem Berufskodex basiert – die grosse  Herausforderung ist, dies kommunizierbar zu machen.

Die Impulse aus dieser Community-Veranstaltung ergeben wiederum einen reichen Strauss an neuen Fragen, welche in weiteren Diskussionen aufgenommen werden sollen:
Sind Sie in der Schulsozialarbeit tätig? Interessiert Sie unsere Community? Dann treten Sie auf Facebook der Gruppe Schulsozialarbeit bei.

Text: Rosmarie Arnold und Johanna Brandstetter

 

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