Mission Sozialwirtschaft – produktiv und menschlich
Consozial 2014, Fachmesse und Kongress des Sozialmarktes, findet am 5. und 6. November wie jedes Jahr in Nürnberg statt. Luzia Bertogg, wissenschaftliche Mitarbeiterin im IFSA-FHS Consulting, mit Fachschwerpunkt Behinderung, verfolgt vor Ort die aktuellen Themeninputs. Martin Müller unterhielt sich nach dem ersten Tag mit ihr über erste Eindrücke.
Der ConSozial Wissenschaftspreis 2014 wurde in der Eröffnungsveranstaltung Prof. Dr.Dr. Klaus Dörner überreicht. Wofür wurde er ausgezeichnet?
Bertogg: Klaus Dörner ist ein Vorreiter der Sozialpsychiatrie und wurde für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Sein berühmtester Ausspruch bringt es auf den Punkt: „Psychiatrie ist sozial, sonst ist sie keine Psychiatrie.“
Welche Themen hast du dir bei den Fachvorträgen ausgelesen?
Bertogg: Ich habe mich auf meinen Schwerpunkt Behinderung konzentriert. Dabei sind Themen der Selbstbestimmung und Interessenvertretung zentral, besonders spannend waren die Best Practice Beispiele mit entsprechenden neuen Ideen und Modellen. In der Psychiatrie der Region Oberbayern zum Beispiel werden ehemalige Patientinnen und Patienten als „Genesungsbegleiter und -begleiterinnen“ ausgebildet.
Ein Kongress ist ja auch Ort für interessante Begegnungen…
Bertogg: Im Workshop Career Moves, einer Jobplattform für Menschen mit Behinderung, diskutierten wir über die Bedeutung und Zugänge zur Arbeit. Ich unterhielt mich mit einem Sozialunternehmer, der Programme für die Arbeitsintegration anbietet, über aktuelle Entwicklungen. Er beobachtet, dass Leistungsnormen sich immer mehr auch im geschützten Arbeitsmarkt etablieren und hier zu neuen Ausschlusseffekten führen. Ein Teil der Menschen, für die geschützte Arbeitsplätze da sein sollten, kann die Anforderungen nicht erfüllen. Dies, weil die Produktion unter zunehmendem Kostendruck möglichst effizient erfolgen muss.
Was ist dein Eindruck von der Messe, die parallel zum Kongress stattfindet?
Bertogg: Sie deckt das ganze breite Spektrum des Sozialwesens von Softwarelösungen über Ausbildungsgänge bis zu innovativen Projekten der zahlreichen Fachverbände ab. Man kann aber auch diverse Materialien für pädagogische und/oder therapeutische Anwendungsgebiete erwerben, wie z.B. Handpuppen…
Du hast ja morgen nochmals einen dichten Tag vor dir. Was erwartet dich da?
Bertogg: Im ganzen Programm ist Inklusion ein Schwerpunktthema. Dazu werde ich nochmals aktuelle Impulse aus den Vorträgen und Praxisbeispielen mitnehmen. Ich freue mich jedenfalls auf weitere Begegnungen und vertiefende Diskussionen. Und die Heimreise sollte ich noch vor dem angekündeten Bahnstreik schaffen!