Der Kanton Graubünden erarbeitet im Rahmen des Regierungsprogramms 2021-2024 einen Aktionsplan zur Unterstützung und Entlastung betreuender und pflegender Angehöriger. Am 8. März 2023 wurde an einer Fachveranstaltung der Plan vorgestellt und Teilprojekte diskutiert. Martin Müller vom IFSAR hielt ein Referat mit dem Titel «Der Balanceakt der Angehörigenbetreuung».
Der «Balanceakt» besteht darin, den Umfang der selbst geleisteten Betreuung und Pflege so zu steuern, dass die eigene Belastungsgrenze nicht überschritten wird. Wesentliche Einflussfaktoren sind in der Grafik dargestellt:
- der Anteil an Betreuung und Pflege, den andere übernehmen, d.h. professionelle Dienste, Freiwillige, andere Angehörige
- der Umfang anderer Verpflichtungen (bindender Zeit) wie eigene Familie, Erwerbstätigkeit, Ehrenamt usw.
- die eigene Belastbarkeit bzw. der Energiehaushalt.
Das Verhältnis zwischen den Einflussfaktoren ist in jeder Situation unterschiedlich. Es ist davon abhängig,
- welche eigenen und fremden Erwartungen an die betreuende Angehörige gerichtet werden;
- welchen Zugang die Person zu Unterstützungs- und Entlastungsmöglichkeiten hat (Informationen, Geld, Einsicht in eigene Bedürfnisse, usw.);
- welche Möglichkeiten sie hat, andere Verpflichtungen dem Betreuungsbedarf anzupassen;
- wie belastbar sie ist, wie gut sie eigene Grenzen wahrnimmt, welche Möglichkeiten sie hat, sich zu regenerieren, sich zu erholen usw.
Dem entsprechend können Unterstützungsmöglichkeiten auf unterschiedlichen Ebenen ansetzen, z.B.:
- Gesellschaft: Anlässe zur Information und zur Diskussion über Erwartungen an betreuende Angehörige, Öffentlichkeitsarbeit
- Planung von Dienstleistungen: gute Vernetzung von Angeboten, einfache Zugänge, Finanzierung
- Direkte Unterstützung: Wahlfreiheit und persönliches Ressourcenmanagement unterstützen, Coaching zum individuellen «Balanceakt»