Betroffenheit allein reicht nicht aus

An der FHS St.Gallen haben erstmalig 13 Fachleute des Sozial-, Gesundheits- und Rechtswesens den Zertifikatslehrgang „Brennpunkt Kindesschutz“ abgeschlossen. Der Lehrgang ist Ergebnis einer Kooperation der FHS St.Gallen mit dem Kinderschutzzentrum St. Gallen.

Es kann überall geschehen, oft geschieht es unbemerkt: Kindesmisshandlung. Überforderte Eltern, schwierige Lebensbedingungen – häufig ist es ein Mix von Faktoren, der zu solchen Taten führt. Gefahren frühzeitig zu erkennen und einzugreifen, ist schwierig. Kindesmisshandlung ist ein Problem, dass nicht selten im toten Winkel eines wohlgeformten Alltages stattfindet.

Der Zertifikatslehrgang, der berufsbegleitend absolviert wird, befähigt Fachkräfte, Anzeichen für Gefährdungen richtig einzuschätzen. Er vermittelt Methoden, welche die Zusammenarbeit zwischen Betroffenen und Fachstellen des psychosozialen sowie medizinischen Bereichs optimieren. Denn verschiedene Studien zeigen, dass die Koordination zwischen den Fachstellen ein Schlüsselfaktor für die Vermeidung weiterer Übergriffe ist. Betroffenheit allein reicht nicht aus, um komplexe Fälle der Kindesmisshandlung zu bewältigen.

Wissen macht handlungsfähig

Dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Lehrgangs Handlungsstrategien für die Bewältigung von Misshandlungssituationen kennen gelernt haben, macht sie im Alltag sicherer. Dies bestätigt eine Absolventin am Abschlusstag. In Schulen bestehe Handlungsbedarf, meint eine andere Absolventin. Dank dem Weiterbildungslehrgang wisse sie nun, wie sie an ihrer Schule Lehrkräfte und Eltern anleiten könne, bei Verdachtsmomenten angemessen zu handeln. Ihre Schule begegne Unsicherheiten nun mit methodisch durchdachten Verfahrensschritten, erklärt sie. Wichtig sei es unter anderem zu wissen, an wen man sich inner- und ausserhalb der Organisation wenden könne, wenn der Verdacht auf Kindeswohlgefährdung aufkomme.

Schwerpunkte Frühe Kindheit und Kindesschutz

Die FHS St.Gallen verstärkt zurzeit ihre Aktivitäten im Bereich Frühe Kindheit und Kindesschutz. So bietet die interdisziplinäre Hochschule auch Lehrgänge in Sozialpädagogischer Familienbegleitung und Schulsozialarbeit an. Diese Lehrgänge widmen sich den Bedingungen, welche Kinder und Jugendlichen eine gelingende Alltagsbewältigung ermöglichen. Im Bereich der Frühen Kindheit ist die FHS St.Gallen zudem eine Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Thurgau eingegangen. Bildung und Soziale Arbeit seien hier gemeinsam gefordert, erläutert der Leiter der Weiterbildung am Fachbereich Soziale Arbeit, Reto Eugster.

Der nächste Lehrgang Brennpunkt Kindesschutz startet im Juni 2011. Geleitet wird der Lehrgang  von Claudia Hengstler, Abteilungsleiterin Weiterbildung und Prävention des Kinderschutzzentrums St.Gallen.

Zur Webseite des Lehrgangs Brennpunkt Kindesschutz