Call for Papers – Fachsymposium «Soziale Frage»

Der Begriff «Soziale Frage» taucht im Zusammenhang mit aktuellen gesellschaftlichen
Entwicklungen erneut im Fachdiskurs und in den Medien auf. Wenn es um den radikalen demografischen Wandel oder die wachsenden Herausforderungen in Bezug auf die weltweite Migration geht, wird immer häufiger auf die «neue soziale Frage» oder gar die «neuen sozialen Fragen» verwiesen. Soziale Sicherheit und soziale Gerechtigkeit scheinen angesichts der aktuellen Entwicklungen neu verhandelt werden zu müssen.  Der Fachbereich Soziale Arbeit der FHS St.Gallen führt am 16. und 17. November ein Fachsymposium zum Thema «Die Soziale Frage und Soziale Arbeit einst und jetzt – Beiträge zu einer noch ungeklärten Gegenstands- und Verhältnisbestimmung» durch und lanciert dazu einen Call for Papers. 

Der Begriff «Soziale Frage» war lange Zeit vor allem im Zusammenhang mit den  gesellschaftlichen Verwerfungen in der Zeit der Industrialisierung und der daraus
folgenden Hinwendung zur Sozialstaatlichkeit gebräuchlich. Massenelend, Mangel an
Nahrung und Wohnraum, ausbeuterische Arbeitsverhältnisse und die Aussichtslosigkeit sozialen Aufstiegs waren typische Merkmale dieser Epoche.

Bei genauerer Betrachtung der heutigen gesellschaftlichen Entwicklungen wird schnell
deutlich, dass der aktuelle Wandel auf vielfältige Weise Selbstverständlichkeiten weiter
Bevölkerungsteile in Frage stellt. Es ist hier die Rede von stabilen Arbeitsverhältnissen, einer gesicherten materiellen Existenz, einer gesicherten  Wohnraumversorgung, demokratischer Teilhabe und einer angemessenen Teilnahme am Konsum. Die aktuellen Wandlungsprozesse werden über Begriffe wie «digitale» oder «vierte» industrielle Revolution zu fassen versucht. Wieder tauchen die Begriffe «industriell» und «Revolution» auf, die bereits für die historische Epoche des Industrialisierungszeitalters prägend waren. Es ist heute jedoch schwierig, die Auswirkungen und die Tragweite vor uns liegender Entwicklungen abzuschätzen. Auf  gesellschaftlicher Ebene müssen wir mit struktureller Arbeitslosigkeit, zunehmendem Wohlstandsgefälle global und innerhalb einer Gesellschaft, sowie mit den Folgen zunehmender Migrationsbewegungen weltweit rechnen. Auf der individuellen Ebene resultiert daraus eine Infragestellung liebgewonnener Orientierungen, eine diffuse Verunsicherung und in manchen Fällen eine existenzielle Gefährdung. Die Wiederentdeckung der Sozialen Frage kann auf dem Hintergrund dieser Gegenwartsdiagnose als Anerkennung der Tatsache gelesen werden, dass uns wieder ein Auseinanderbrechen oder eine Fragmentierung der Gesellschaft drohen und alle gesellschaftlichen Akteure gefragt sind, an Lösungen für die absehbaren Probleme zu arbeiten. Der Wissenschaft kommt hier eine Schlüsselrolle zu.

Das Fachsymposium «Soziale Frage» vom 16. und 17. November 2018 will auf dem Hintergrund der beschriebenen Entwicklungen eine Annäherung an das Konstrukt der neuen «Sozialen Frage(n)» sowohl in Bezug auf Phänomene, als auch in Bezug auf Mechanismen ermöglichen, die aus gesellschafstheoretischer und professionstheoretischer Perspektive für die Soziale Arbeit bedeutsam sind.

Der Fachbereich lanciert nun einen Call for Papers (bis zum 25. Mai). Erwartet werden wissenschaftliche Beiträge, die sich analytisch (theoretisch und konzeptionell) mit gegenwärtigen oder historischen Phänomenen und Mechanismen der Sozialen Frage auseinandersetzen und Bezüge zur Sozialen Arbeit eröffnen. Mögliche Bereiche sind Arbeitswelt, Lebensalter, Siedlungsentwicklung und Wohnen, zivilgesellschaftliche Entwicklungen, soziale Bewegungen und vieles mehr.

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