Weiteres Forschungsprojekt im FHS-Generationenschwerpunkt

Silqua_Logo„Zuhause wohnen bleiben bis zuletzt“ – die meisten Menschen im „vierten Lebensalter“ wünschen sich dies auch dann, wenn Angewiesensein und Hilfebedürftigkeit grösser werden. „Ageing in place“ ist zudem der überragende politische Bezugspunkt der meisten Industriestaaten, das Credo „ambulant vor stationär“ gilt länderübergreifend. Die Realität ganz am Lebensende aber sieht anders aus: Ein europäischer Vergleich der Sterbeorte zeigt, dass – Ausnahme: Ukraine – die meisten Menschen in Institutionen sterben. Für Ledige, chronisch Kranke und KrebspatientInnenen ist es wahrscheinlicher, in einer Institution zu sterben, als für Verheiratete oder BewohnerInnen ländlicher Gebiete. Offensichtlich reichen auch aufopfernde private Pflegebereitschaft und professionelle Spitex & Co-Dienste immer weniger aus.

Damit wird die Frage immer wichtiger: unter welchen Bedingungen ist ein Verbleib zuhause – bis zum Tode – möglich, aber auch: wünsch- und verantwortbar? Ein binationales F+E-Projekt soll hier innovative Ansätze erproben und beforschen. Prof. Dr. Ulrich Otto hat es zu wesentlichen Teilen entwickelt, es wurde soeben vom deutschen Bundesforschungsministerium im grossen (DORE-ähnlichen) Schwerpunktprogramm SILQUA („Soziale Innovationen für Lebensqualität im Alter“) genehmigt. Im Projekt InnoWo steht dabei das „Zuhause wohnen bleiben bis zuletzt – in innovativen Wohnformen bzw. mit innovativ-ganzheitlichen Diensten“ (Projekttitel) im Zentrum.

  • Beim Wohnen bedeutet dies v.a. die Zwischenformen zwischen konventioneller privater Häuslichkeit und stationären Sonderwohnformenm, also bspw. gemeinschaftliche Hausgemeinschaften, Alt- und Jungwohnprojekte mit Gemeinwesenarbeit u.a. Praxispartner sind hier ebenso aus der Architektur (bed & roses, Karlsruhe) wie aus dem innovativen Bildungsträgerumfeld (Paritätisches Bildungswerk Ba-Wü) gewonnen worden.
  • Die Dienste gehen in der Perspektive von „integrated care“ deutlich über die heutigen flächendeckend vorhandenen Dienste hinaus – bis hin zu sehr hoher Unterstützungsmanagementdichte – ebenso erfahrene wie experimentierfreudige Praxispartner sind auch hier von Anfang an mit im Boot: Die AWO Saalfeld/Rudolstadt sowie die Mannheimer Beratungsstelle VIVA.

Das Kompetenzzentrum Generationen der FHS St. Gallen hat zudem im auf 3 Jahre angelegten Projekt mit der Hochschule Mannheim (Prof’in Dr. A. Hedtke-Becker) sowie Dr. M. Schäufele (ZI Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim sowie Lehrbeauftragte HS Mannheim) ausgesprochen renommierte Forschungs-PartnerInnoWo bewegt sich explizit in einem interdisziplinären Bezugsrahmen und verbindet – im Projektdesign und den Kompetenzen der beteiligten Personen – Elemente der Sozialen Arbeit, Sozialgeografie, des Sozialmanagement, der Pflegewissenschaft sowie der Epidemiologie und Versorgungsforschung. Projektmitarbeiterinnen werden Dr. G. Stumpp sowie R. Hoevels.

Auch dies Projekt wird Synergieeffekte aufgrund seiner Passung zu FHS-Profilschwerpunkten mobilisieren – etwa  in den Kontexten autonomes Wohnen, gemeinschaftliche Wohnformen, generationenübergreifende Netzwerke und soziale Unterstützung, Koproduktion zwischen formellen und informellen Instanzen im welfare mix sowie multiprofessionelle Kooperation – um nur einige der Themen zu nennen, die bereits in anderen FHS-Forschungen intensiv bearbeitet werden. Die FHS St. Gallen ist mit diesem Projekt auch am zweiten grossen Schwerpunktprogramm beteiligt, das – nach demjenigen der Volkswagenstiftung – aktuell in Deutschland im Bereich der Alternsforschung aufgelegt wurde.