UN-Behindertenrechtskonvention: zwischen gesellschaftlicher Vision und Alltag

Am 10. September fand in Luzern der Kongress zur UN-Behindertenrechtskonvention statt – organisiert von den grossen (Dach-) Verbänden und der Hochschule für Soziale Arbeit Luzern.
Seit 2014 ist die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) auch von der Schweiz ratifiziert und nun geht es um die Frage der Sensibilisierung, der Bewusstseinsbildung, der Implementierung und Umsetzung.
Elemente der UN-BRK sind bspw. Autonomie und Selbstbestimmung, volle und wirksame Teilhabe, Achtung und Akzeptanz der menschlichen Vielfalt etc.
Was heisst dies beispielsweise für die stationären Einrichtungen? Oder für uns Professionelle? Auch unsere Rolle müssen wir in diesem Prozess unter die Lupe nehmen – eine Veränderung unserer Haltung von einer fürsorgerisch und paternalistischen hin zu einer gemeinsamen Entscheidungsfindung (shared decision making) und unterstützenden Haltung ist unvermeidlich. Die Arbeit mit Peers im Sinne der Recovery-Bewegung ist dabei ein Ansatz, der auch in der Schweiz angekommen und ausgebaut wird.
In vielen Ländern ist man bei der Umsetzung der UN-BRK bereits weiter fortgeschritten und von diesen Erfahrungen kann man wichtige Informationen und Fragestellungen ableiten. Ein Vertreter des Europäischen Dachverbands der Dienstleistungsanbieter für Menschen mit Behinderung, EASPD, berichtete von Erfahrungen aus dem Ausland. Einerseits braucht es Massnahmen auf der politischen Ebene, bei den Behörden, der Verwaltung, in der Fachwelt. Die Einbindung von Selbstvertretungsorganisationen der Menschen mit Behinderungen in alle Prozesse auf allen Ebenen ist als zentrale Forderung umzusetzen. Eine Herausforderung ist dabei, die Bewusstseinsbildung auch in den Kantonen und Gemeinden voranzutreiben. Das Engagement in der Zivilgesellschaft ist zwingend, um einer inklusiven Gesellschaft näher zu kommen und zu verwirklichen. Es braucht dabei das Know How der Sozialen Arbeit, jedoch weniger in den eigenen Institutionen als vielmehr im Alltag, in den Gemeinden, auf der Strasse, im Quartier etc.

Mehr Informationen zum Kongress finden Sie hier.

Text: Luzia Bertogg