Von Menschen und Märkten

11. Consozial in Nürnberg vom 10.-12. November 2009

„Märkte für Menschen“ heisst dieses Jahr das Motto von Fachmesse und Kongress für den Sozialmarkt in Deutschland. Dass man sich nach der Wirtschaftskrise, die ja auch als Führungs- oder Managementskrise wahrgenommen wird, wieder vermehrt auf die Menschen besinnt, ist sicher kein Zufall. Nachdem die Soziale Arbeit sich in den letzten Jahren viel mit Management im Sozialen befasst hat, bekommt wie es scheint „Sozialmanagement“ nun noch eine andere Bedeutung: Das Soziale wieder ins Management einzubringen, könnte sich die Soziale Arbeit zur Aufgabe machen, da sie sich ja seit jeher vor allem mit Menschen befasst.

6 Fachhochschulen der Deutschen Schweiz gemeinsam an der Consozial. Die Standbeschriftung war allerdings ein Versehen der Organisatoren. So weit geht der Zusammenschluss denn doch nicht.

6 Fachhochschulen der Deutschen Schweiz gemeinsam an der Consozial. Die Standbeschriftung war allerdings ein Versehen der Organisatoren. So weit geht der Zusammenschluss denn doch nicht.

An einem gemeinsamen Stand der deutschschweizerischen Hochschulen zu den Schwerpunkten Sozialmanagement und Sozialinformatik, präsentierte  denn auch das IFSA seine Weiterbildungsangebote in Nürnberg. Um im Forum Bildung inmitten der Fülle präsentierter Lehrgänge und Weiterbildungen nicht unterzugehen, musste man seine Angebote schon an die grosse Glocke hängen. Folgerichtig war der Schweizer Stand von weitem an seiner Kuhglocke erkennbar.

Dass es wieder mehr um die Menschen gehen soll, kam auch am Kongress immer wieder zum Ausdruck. Zur Eröffnung des Symposiums „Organisationen gestalten-Veränderungen nutzen- Menschen beteiligen“ stellte Friedrich Glasl von der Entwicklungsberatung Trigon fest, die Zeiten sollten vorbei sein, wo Experten Massnahmen zur Anpassung von Organisationen an neue Herausforderungen verordnen. Nach Glasls Ansatz geht es vielmehr um eine kooperative Lösungssuche mit den Menschen im Betrieb selbst, die von Experten methodisch unterstützt werden kann. Das Organisieren der Veränderung ist zur dauernden Führungsaufgabe geworden.

Elisabeth Kludas, Bundesverband Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie, betonte, wie entscheidend die innere Passung der Beteiligten für gelingende Veränderungsprozesse sei. Auch ihr geht es um die Veränderung der Organisation mit den Menschen zusammen. In ihrem Verband sei die Qualitätssicherung auf dem Grundsatz „Personen tragen Verantwortung für Personen“ aufgebaut.

 „Werte sind ‚in‘ im Management – und das ist nicht gut“, so die herausfordernde These des Philosophen Ferdinand Rohrhirsch, Kath. Universität Eichstatt-Ingolstadt. Die Maxime, dass Scheitern und Führung im Widerspruch stünden, sei ein Grund, dass Führungskräfte zwar über viele Informationen verfügen, ihnen aber das Orientierungswissen abgehe, das Organisationen so notwendig bräuchten. Dieses erwirbt man sich eben nur durch Erfahrung, die wie das Scheitern oft schmerzhaft sind und Veränderungen der Person bewirken, nicht bloss einen Zuwachs an Information. Zentrale Kompetenz von Führung ist das Ausbilden einer Haltung, das schlimmste, wenn geführt wird „ohne Ansehen der Person“. „Systeme funktionieren nicht ohne Liebe“, so Rohrhirsch.

Am zweiten Kongresstag gab Wolfgang Budde von der Hochschule Coburg eine geraffte und anschauliche Darstellung von Sozialraumorientierung als Gegenstrategie der „Kolonisierung der Lebenswelt“ (J. Habermas) durch Organisationen. Wichtigster Erfolgsfaktor sei eine gemeinsame Vision. Damit eine Organisation sich auf flexible, der Lebenswelt angepasste Arbeitsformen einlassen könne, brauche sie stabilisierende Faktoren im Innern. Dazu gehören Führungskräfte, die die Vision pflegen, reflexive Teamkompetenzen, Knowhow, Fachcontrolling und ein Finanzsystem, das die fachlichen Ziele unterstützt.

Wie die Wirkungsmessung von Hilfeprozessen mit informatischen Mitteln unterstützt werden kann, demonstrierte Harald Tornow, els-Institut. Eine Webbrowser-basierte Lösung ermöglicht, dass sowohl Auftrag gebende als auch Durchführende von Hilfe in einer gemeinsamen Dokumentation Fallsteuerung und -Evaluationen vornehmen können. In Zukunft sollen AdressatInnen der Hilfe als dritte PartnerInnen noch dazu kommen.